Studien: Das bewirken Auslandsaufenthalte in der Ausbildung
Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung entfalten eine große Wirkung – sowohl auf die Auszubildenden, auf Ausbildungsverantwortliche als auch auf die gesamte Ausbildungsstätte. Dies belegen nicht nur zahlreiche Erfahrungsberichte, sondern auch wissenschaftliche Studien.
In diesem Abschnitt haben wir die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen Studienlage für Sie zusammengefasst.
Diesen Nutzen haben ausbildungsbezogene Auslandsaufenthalte
Kompetenzerweiterung durch Auslandsaufenthalte
Die „Mobilitätsstudie: Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung 2017“ der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim BIBB) wertet die Einschätzungen von Auszubildenden, beruflichen Schulen und Betrieben zu Auslandsaufenthalten in der Ausbildung anhand von repräsentativen Befragungen aus.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Kompetenzen durch Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung – sowohl im Bereich der sogenannten Soft Skills als auch im Bereich der beruflichen Fertigkeiten – eklatant gestiegen sind.
- Die Befragten stellten eine Stärkung persönlicher Kompetenzen insbesondere in Bezug auf das Selbstbewusstsein, aber auch die Verantwortungsbereitschaft, Motivation und selbstständiges Arbeiten fest.
- Durch einen Auslandsaufenthalt konnten vor allem Sprachkenntnisse, aber auch berufliche Fachkenntnisse, länderspezifisches Wirtschaftswissen und Kenntnisse von Land und Leuten verbessert werden.
- Im Bereich der beruflichen Fertigkeiten wurde vor allem die verbesserte Zusammenarbeit mit internationalen Teams und Kontakten hervorgehoben. Auslandserfahrene Auszubildende sind demnach besser in der Lage neue Aufgaben zu bewältigen, Handlungsalternativen zu berücksichtigen und sich neue Arbeitstechniken und -abläufe anzueignen.
Berufliche Selbstreflexion durch Auslandsaufenthalte
Die empirische Untersuchung „Lernen durch Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung“ von Léna Krichewsky-Wegener aus dem Jahr 2020 zeigt auf, dass Auslandspraktika im Rahmen der Berufsausbildung dazu beitragen können, das eigene Wertesystem zu reflektieren und die Identifikation mit der eigenen Berufskultur zu fördern.
Die Untersuchung belegt zudem, dass im Rahmen von Auslandsaufenthalten vielschichtige Lernprozesse stattfinden. Dies betrifft insbesondere das Handeln in neuen Kontexten. Diese berufliche Selbstreflexion kommt der Persönlichkeitsentwicklung der Teilnehmenden zugute und hilft ihnen darüber hinaus, sich in einer globalisierten Arbeitswelt besser zurecht zu finden.
Initiative der Ausbildungseinrichtung entscheidend
Wie wichtig das Engagement der Ausbildungsstätte für die Durchführung und den Erfolg von Auslandsaufenthalten in der beruflichen Bildung ist, zeigt die Untersuchung „Lehr- und Wanderjahre: Auslandsaufenthalt und Autonomiegewinn – Berufsbildende Auslandspraktika und ihre Auswirkungen auf den Lebenslauf“ des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) aus dem Jahr 2021.
So ergab die Studie, dass die Initiative der Ausbildungseinrichtung für die Durchführung von Auslandsaufenthalten entscheidend ist.
Dies spielt insbesondere auch für den Zugang von Jugendlichen mit unterschiedlichen soziokulturellen Hintergründen eine besondere Rolle – denn wenn die Institution über Netzwerke, Partnerschaften und engagiertes Ausbildungspersonal Auslandsaufenthalte ermöglicht, werden auch jene Jugendliche erreicht, die andernfalls durch fehlende finanzielle Mittel, Vorerfahrungen und geringe Sprachkenntnisse keine Auslandsaufenthalte in Erwägung ziehen würden.
Interessant ist bei der Studie dabei auch, dass die Auslandsaufenthalte unabhängig von der Ausgangssituation der Auszubildenden eine große Wirkung entfaltet haben: „Trotz signifikanter Unterschiede der Teilnehmenden hinsichtlich Alter, Bildung, sozialer Herkunft, Geschlecht und ‚deutsch-französischer Vorsozialisation‘ wirkt sich der Auslandsaufenthalt auf eine ähnliche, strukturierende und nachhaltige Weise auf die allermeisten Jugendlichen aus.“