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Dr. Angelina Monego Mit Pioniergeist für Auslandsaufenthalte in der Ausbildung

Die Fachlehrerin Frau Dr. Angelina Monego engagiert sich bereits seit nunmehr 14 Jahren für Auslandsaufenthalte während der Ausbildung. Sie arbeitet am Berufskolleg der Kaiserswerther Diakonie, wo sie unter anderem Erzieherinnen und Erzieher ausbildet.

Sie ist Koordinatorin für die Auslandsaufenthalte mit dem Förderprogramm Erasmus+ und hat zu Beginn der Auslandsaufenthalte an ihrer Schule mit Neugier und Abenteuerlust das Engagement der Schule vorangetrieben.

Heute gehören die Auslandsaufenthalte zum Selbstverständnis der Schule und locken nicht nur Auszubildende sondern auch Personal an.

Seit wann ermöglichen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs Auslandsaufenthalte in der Ausbildung?

Unsere Aktivitäten begannen im Jahr 2009, damals also noch mit dem Programm Leonardo-da-Vinci, das war das Vorgängerprogramm von Erasmus+. Es gab zwei Auszubildende der Heilerziehungspflege in Palermo und eine angehende Erzieherin in England. Sie waren sozusagen unsere mutigen Pionierinnen, denn sie sind gleich für ein Jahr geblieben.

Warum haben Sie sich entschieden, die Aufenthalte zu ermöglichen?

Am Anfang war es reine Neugier und vielleicht sogar so etwas wie Abenteuerlust, was uns angetrieben hat. Die Relevanz für die Schülerinnen und Schüler in professioneller und persönlicher Hinsicht wurde uns dann allerdings bei den ersten Besuchen vor Ort ziemlich schlagartig klar, denn der Kompetenzgewinn der Auszubildenden durch diese tiefgreifenden Erfahrungen ist erheblich. Sukzessive stieg auch die Nachfrage nach Auslandsaufenthalten in der Schülerschaft und wir erkannten die nachhaltige Wirkung, die Auslandspraktika für das Berufskolleg der Kaiserswerther Diakonie haben. Dann gab es irgendwann natürlich auch keinen Weg mehr zurück, auch wenn die Antragstellung und Durchführung zu Beginn arbeitsintensiv waren und trotz aller Routine noch immer sind.

In welchen Berufszweigen entsenden Sie Lernende ins Ausland?

Vorwiegend bieten wir, unserem Schulprofil entsprechend, den Fachschülerinnen und Fachschülern in praxisintegrierten Bildungsgängen, also Erzieherinnen und Erziehern, Auslandspraktika für 8 Wochen während der Ausbildung an. Die Erzieherinnen und Erzieher mit dem Ziel Abitur können das Angebot für 4 Wochen nutzen. Erfreulicherweise nehmen verstärkt die Schüler/-innen besagter praxisintegrierter Ausbildungsgänge der Fachschule Sozialpädagogik die Möglichkeit wahr, ihr erstes reguläres Berufsjahr gleich nach dem Examen mit einem Erasmus+ Stipendium im Ausland zu verbringen. Um möglichst viele Auszubildende mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu fördern, können nun auch die angehenden Kinderpflegekräfte ein 6-wöchiges Auslandspraktikum absolvieren.

Wie haben Sie die Partner im Ausland gefunden?

Da bin ich zu Beginn sehr direkt vorgegangen – habe also „Kaltakquise“ betrieben: Recherche im Internet, Telefonanruf, Email versenden, nachfassen. Dann hat sich sukzessive ein kleines Netzwerk ausgebildet, ehemalige Auszubildende, die im Ausland arbeiten, haben uns empfohlen und durch Partnereinrichtungen selbst wurden neue Kontakte ermöglicht. Heute gibt es da natürlich durch die Angebote der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung, die Erasmus+ Berufsbildung und AusbildungWeltweit umsetzt, andere Möglichkeiten der Kontaktaufnahme.

Welchen Kompetenzgewinn beobachten Sie bei den Auszubildenden?

In professioneller Hinsicht geht es um die Vertiefung und Erweiterung der beruflichen Fähigkeiten, aber auch um die Differenzerfahrung: Wie werden andersartige Vorgehensweisen wahrgenommen, formuliert und verarbeitet? Ein Beispiel wäre da etwa die unterschiedliche Handhabung und Gestaltung der Eingewöhnungsphase von Kindern in den Kindertagesstätten, aber auch allgemein der Umgang mit Kindern, der etwa in Ländern wie Italien oft körpernaher und weniger distanziert ist. Generell stellen unsere Auszubildenden Mentalitätsunterschiede im Umgang miteinander fest. Witzig ist übrigens, dass selbst in Ländern wie Österreich - für die Auszubildenden ganz unerwartet - Sprachunterschiede auftreten, man also doch „übersetzen“ muss, wenn Worte unbekannt sind oder plötzlich eine neue Bedeutung haben. Die Wahrnehmung all‘ dieser Besonderheiten, das ist ein sehr fruchtbarer und spannender Prozess, der natürlich dann auch die Entwicklung der Persönlichkeit der Auszubildenden, also die des gesamten jungen Menschen betrifft.

Was ist der Mehrwert für Ihr Berufskolleg?

Intern hat sich über die vergangenen 14 Jahre hinweg – die Corona-Zeiten von März 2020 bis April 2022 müssen wir von diesem Zeitraum natürlich abziehen – eine kontinuierliche Öffnung für europäische Themen bemerkbar gemacht. Das Mobilitätsprogramm hat ja Synergie-Effekte: Politische, kulturelle und gesellschaftliche Aspekte werden „über den Tellerrand“ und fächerübergreifend behandelt. Extern haben wir ein anderes Image gewonnen.

Wir ermöglichen Ausbildung in einem erweiterten europäischen Rahmen, obwohl wir „nur“ eine kleine Schule sind. Das macht uns attraktiver und interessanter für mögliche Bewerbende, das können Schüler/-innen und Auszubildende aber auch potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen sein.

Was würden Sie anderen Einrichtungen, die auch überlegen, Auslandsaufenthalte in der Ausbildung zu ermöglichen, raten?

Machen! Sie müssen ja nun keine Pionierleistung mehr vollbringen, und der Kampf mit den Anträgen hat sich auch gewandelt. Arbeitsintensiv ist es dennoch. Wichtig ist, im Team zu arbeiten, wenn man selber Anträge stellen will, und die Aufgaben klar zu verteilen.

Nutzen Sie Unterstützungsstrukturen? Und wenn ja, welche können Sie empfehlen?

Die wichtigste Unterstützungsstruktur bildet für mich – bei aller Digitalität und allen Online-Foren – immer noch die Ansprechbarkeit der Mitarbeitenden der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung. Ohne die persönliche Hilfe, wenn mal wieder bei der digitalen Antragstellung alles schiefläuft, hätten wir diese 14 Jahre Leonardo-da-Vinci und Erasmus+ nicht gestalten können. Wir hätten uns die Akkreditierung, die wir ab 2022 erhalten haben, auch nicht zugetraut. Seit Frühjahr 2022 gibt es nun aber wieder den (finanziellen) Spielraum zum Wiederaufbau der Mobilitäten nach den beiden schwierigen Corona-Jahren. Dieser schreitet zügig voran. Danke dafür!

Liebe Frau Dr. Monego, vielen Dank für das Gespräch.

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